Die Lektoratswelt ist ungefähr so vielfältig wie die Texte, welche Lektoren bearbeiten. In ihr tummeln sich entsprechend allerlei Akteure mit unterschiedlichen Interessen, und für Kundinnen ist es nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. Hier erkläre ich, was ein freischaffender Lektor ist und welche Alternativen es gibt.
Was ist eine freischaffende Lektorin?
Eine freischaffende Lektorin – manchmal auch «freie», «freiberufliche» oder «selbständige» Lektorin genannt – ist gleichzeitig Inhaberin ihres Lektoratsbüros und gewissermassen ihr eigener Arbeitgeber. Sie trifft strategische Entscheidungen, zum Beispiel in dem sie sich auf eine bestimmte Art und Weise am Markt positioniert; sie rechnet selbständig mit der AHV ab und kümmert sich um ihre berufliche Vorsorge; und sie verantwortet die Kundenbetreuung von der Offerte bis zur Rechnungsstellung. Dabei geniesst sie maximale Freiheiten, sie kann beispielsweise Aufträge jederzeit ablehnen und selbst bestimmen, wann und wieviel sie arbeiten möchte, jedenfalls, wenn die Auftragslage gut ist.
Freie Lektoren sind freier
Insgesamt kann man festhalten: Freie Lektoren sind oft wirklich frei, weil sie nur dem Kunden (und sich selbst) verpflichtet sind. Allerdings kommt es auch dazu, dass sich freischaffende Lektoren in eine Abhängigkeitssituation begeben – mehr dazu weiter unten.
Bringt es auch für die Kundin Vorteile, mit einem freischaffenden Lektor zusammenzuarbeiten? Meine kurze Antwort darauf ist ein klares: Ja! Zwar kann der freischaffende Lektor preislich nicht immer mithalten mit grossen Vermittlungsagenturen, am Ende des Tages dürfte sich der Aufpreis aber gelohnt haben.
Vorteile für Kunden
Statt auf anonyme Grossagenturen setzen manche Kunden lieber auf eine freischaffende Lektorin.
Das ist oft sinnvoll, denn so können die Kunden…
- persönlich in Kontakt treten mit der Lektorin und herausfinden, ob diese überhaupt zu ihrem Anliegen passt.
- sicherstellen, dass die Arbeit auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet ist. Denn es macht einen Unterschied, ob ein perfekter Text für eine Website benötigt wird oder eine 50-seitige Diplomarbeit korrigiert werden soll, bei der es primär darum geht, ‹durchzukommen›, auch preislich.
- wissen, wer ihren Text lektoriert.
- dank direkter Kommunikation Missverständnisse reduzieren.
- unkompliziert nachfragen, wenn ein Korrekturvorschlag verunsichert.
- sicherstellen, dass die Lektorin für ihre Arbeit auch angemessen bezahlt wird.
Manche Kunden benötigen allerdings ein 4-Augen-Korrektorat oder fürchten, ihr Publikationsprojekt könnte sich verzögern, wenn die Lektorin plötzlich ausfällt.
Als freischaffende Lektorin bin ich auch gut vernetzt
Das sind Einwände, die berechtigt sind. Meine Antworten als freischaffende Lektorin darauf:
- Sollte ich mal kurzfristig ausfallen, kenne ich mehrere Partner-Lektoren, die einspringen können: «Die Orthographen» und «Lektorat Odermatt». Ich habe zwar schon Aufträge mangels Kapazität abgelehnt, jedoch noch nie nicht termingerecht geliefert.
- Genannte freischaffende Partner-Lektorinnen ermöglichen es mir zudem, auch ein 4-Augen-Korrektorat anzubieten.
Welche Alternativen zur freischaffenden Lektorin gibt es?
Wer sich auf die Suche begibt nach jemandem, der einen Text korrigiert, steht vor Fragen: Wie finde ich einen Lektor, der zu mir passt? Welche Verantwortung übernehme ich als Auftraggeberin, interessiert es mich, unter welchen Bedingungen mein Text lektoriert wird? Was macht ein «gutes» Lektorat überhaupt aus? Mit welchen Kosten muss ich rechnen?
Etwas vereinfachend nehme ich neben den Freischaffenden zwei weitere Akteursgruppen wahr: grosse, mitunter riesige Vermittlungsagenturen, die auf einen Pool mit mehreren tausend Lektoren zugreifen einerseits und ziemlich kleine Korrekturbüros, die 2 bis ca. 15 Mitarbeitende beschäftigen andererseits: Das Korrekturbüro Rotstift sagt von sich, «das grösste unabhängige Korrekturbüro der Schweiz» zu sein und beschäftigt gemäss Website 17 Mitarbeitende – inkl. Buchhaltung, Disposition etc.
(Daneben beschäftigen auch Verlagshäuser und Medienunternehmen Lektoren und Korrektorinnen. Diese sind hier aber wenig relevant, da sie in der Regel keine Kundenarbeiten durchführen.)
Was die Vermittlungsagenturen betrifft, so habe ich die Erfahrung gemacht, dass solche Agenturen ihre Lektoren nicht anstellen, ihnen also keine Sozialleistungen zahlen und kein sicheres Einkommen bieten. Ein bisschen so wie Uber in der Taxibranche. Die so arbeitenden Lektorinnen sind mitunter schlecht bezahlt, es kommt sogar vor, dass erbrachte Leistungen überhaupt nicht vergütet werden. (Ich spreche hier aus eigener Erfahrung und verzichte bewusst darauf, den Namen der fraglichen Agentur zu nennen, den vermutlich wurden mir in den ca. 20-seitigen Vertragsunterlagen Konsequenzen angedroht, wenn ich mich künftig negativ über das Unternehmen äussere.) Die Agentur sorgt gleichzeitig dafür, dass Lektor und Kundin unter gar keinen Umständen direkt in Kontakt treten – denn das würde das Geschäftsmodell gefährden. Aus Lektorensicht kann ich es nicht deutlich genug sagen: Wer soziale Verantwortung übernehmen möchte, dem sei davon abgeraten, mit einer derartigen Agentur zusammenzuarbeiten.
Hingegen spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, auf eines der vielen kleinen Korrekturbüros zu setzen, ich arbeite selbst manchmal mit einem solchen zusammen.
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