Es ist nicht von der Hand zu weisen: Es gibt gute Gründe dafür, dass manche, die in der Schweiz wohnen und arbeiten, für ein Lektorat ins Ausland gehen, insbesondere nach Deutschland. Hier eine Übersicht:
- Es ist günstiger.
- Dokumente werden digital ausgetauscht und die Kommunikation erfolgt telefonisch resp. per Webkonferenztools.
- Anbieter aus Deutschland (u. a.) sind sehr präsent auf dem Schweizer Markt – zumindest legt dies eine kurze Google-Suche nahe.
- Internationale Anbieter legen sich gerne ein ‹Schweizer Tarnmäntelchen› um, indem sie die Domain-Endung .ch nutzen, wie beispielsweise Scribbr, ein Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden. (Scribbr ist übrigens auch in Deutschland aktiv ist, dort mit einer Domain-Endung auf .de.)
Ende gut, alles gut? Mitnichten. Ich erkläre nun, weshalb Sie trotz Gegengründen auf ein Lektorat in der Schweiz setzen sollten.
Schweizerhochdeutsch
Die Standardsprache in der deutschen Schweiz ist ‹Schweizerhochdeutsch›. Und dieses Schweizerhochdeutsch unterscheidet sich in zahlreicher Hinsicht vom Standarddeutsch in Deutschland:
- Zum Beispiel auf Wortebene – das Buch Schweizerhochdeutsch vom Dudenverlag führt ganze 3.500 Helvetismen auf.
- Zum Beispiel auf ‹Buchstabenebene› – in der Schweiz kennen wir kein Eszett (ẞ).
- Zum Beispiel in Bezug auf die Typografie: Die Anführungszeichen in der Schweiz sehen so («») aus, jene in Deutschland hingegen so (»«).
Das ist aber noch nicht alles:
- Bildungswege in Deutschland unterscheiden sich mitunter stark von jenen in der Schweiz – was zu Missverständnissen beim Lektorat von Diplomarbeiten etc. führen kann.
- Es gibt nicht zu unterschätzende kulturelle Unterschiede. In Berlin beispielsweise ist es üblich (und keineswegs unhöflich), in der Beiz zu sagen «Ich kriege ein Bier.» In der Schweiz sagen wir eher: «Ich hätte gern ein Bier.» Eine Ausdrucksweise, die wiederum in Berlin auf Unverständnis stossen dürfte. («Wollen Sie nun oder wollen Sie nicht?»)
Dank Lektorat in der Schweiz Pannen vermeiden
Wer von der Schweiz aus einen Text im Ausland lektorieren lässt, kann zwar Glück haben und auf eine Lektorin treffen, die sich einigermassen auskennt mit dem Schweizerhochdeutschen und so die gröbsten Pannen vermeiden. Glück hat sie oder er zudem, wenn das Zielpublikum nicht sensibilisiert ist für die Thematik.
Nicht unwahrscheinlich ist allerdings, dass das im Ausland beschaffte Lektorat ins Auge fällt. Die Besucher der Website eines Unternehmen aus der Schweiz fragen sich dann: «Ist da wirklich Schweiz drin?» oder «Hm, ist dieses Unternehmen wirklich so solide aufgestellt wie es tut, für ein Lektorat in der Schweiz hat es ja offenbar nicht gereicht.» Oder die Begutachterin einer Diplomarbeit stellt nur wegen dieser deutsch-deutschen Besonderheiten fest, dass ein Text überhaupt lektoriert wurde und schöpft im schlimmsten Fall unbegründet den Verdacht, es handle sich um einen Text, der im Ghostwriting entstanden ist.
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